Wahrheiten über Traumawissen – in zwei Teilen
„Von einem Trauma erholen“, das ist kein Pappenstiel. Trotzdem ist es naheliegend und wichtig, diesen Weg zu gehen.
Zuerst ein Teil zum Lesen; und dann zeige ich dir im Video ein wenig aus meinem Erfahrungsschatz
A Erster Teil
1. Was ist ein Trauma?
Traumatische Ereignisse
- bedrohen die Unversehrtheit eines Menschen
- sie versetzen in extreme Angst und Hilflosigkeit
- sie sind so außergewöhnlich, dass die üblichen Anpassungs- und Bewältigungsstrategien überfordert sind
- sie brechen mit dem unversehrten Leben in Frieden/ sie unterbrechen den Lebensfluss wie er bisher war
Das gilt, wenn jemandem etwas zugefügt wird, wie einschneidende Erlebnisse von Gewalt — und es gilt für Mangelerlebnisse, wenn etwas entscheidend fehlt. Zum Beispiel bei Unterversorgung im Grad eines Traumas, also Verwahrlosung. Wenn grundlegende Beziehungsbedürfnisse nach Sicherheit, nach Nähe nicht gestillt werden.
Das Ergebnis ist bei beiden Auslösern dasselbe: ein erlebter Bruch führt zu Brüchen im Nervensystem.
2. So funktioniert ein Trauma
Vereinfacht gesagt werden Nervenbahnen durchtrennt. Verbindungen lösen sich, gehen auseinander, sie driften auseinander.
Das Nervensystem sorgt dafür, dass das Trauma „vergraben“ wird im Körper und im Gehirn — bis jemand bereit und in der Lage ist, es zu verarbeiten. Nervenbahnen werden abgekappt. Sie entkoppeln und schützen so das Bewusstsein.
Gleichzeitig kann es sein, du vergisst, dass du das nur für diese eine Situation bzw. für eine Übergangszeit getan hast. Das heißt, der Schock bleibt im Körper und wartet darauf, endlich ausgedrückt und entladen zu werden.
Dieser Mechanismus stört dann entfernt vom Bewusstsein. Der Verstand hat sozusagen keinen Einfluss. Die traumatische Reaktion kann die Wahrnehmung stören, die Erinnerung, den Schlaf, die Beschulbarkeit, die Bindung an geliebte Menschen und so weiter, das tut er wie eine Laufmasche im Hintergrund.
Es ist in der Hauptsache ein körperlicher Prozess. Den du überallhin mitnimmst. Der sich über Generationen weiter trägt.
Die Folgen von einem Trauma, die Brüche, kommen als Denkstörungen an, sie kommen als Erinnerungslücken, als Gefühlschaos, Kummer, Depressionen, Wutanfälle, als körperliche und seelische Schmerzen, Krämpfe, als ungewollt sich aufdrängende Erinnerungen, zum Beispiel Flashbacks und Albträume und als Körper-Erinnerungen.
Zusammengefasst als Posttraumatische Belastungsstörung, mit der Abkürzung PTBS.
Traumafolgen sind für das Bewusstsein schwer einzuordnen. Das Großhirn ist damit überfordert, sie auszugleichen. Sie werden als surreal, unvernünftig, als ungereimt, als bedrohlich oder als verrückt wahrgenommen. Tatsächlich fragen sich viele Menschen dann, ob sie eigentlich verrückt geworden sind, ob sie gerade verrückt werden. Das Gegenteil ist der Fall. Die Brüche sind die normale traumatische Reaktion im Nervensystem.
3. Von einem Trauma erholen
Das interessiert mich am meisten. Weil ich glaube,
- dass es politisch wichtig ist
- dass es eine Friedensarbeit ist
- dass ein Trauma Folgen hat weit in die Zukunft
Der wichtigste Zusammenhang ist für mich da wo wir alle gleich sind — wir haben alle einen Körper, ein natürliches Nervensystem, von dem aus der Faden wieder aufgenommen werden kann, egal wo ein Mensch herkommt.
Die Nervenbahnen suchen nach Zusammenhängen; sie wollen wieder zusammenkommen und sich reorganisieren — und das tun sie auch.
Menschen lernen und wachsen lebenslänglich. Wir können umlernen, altes Denken loslassen und überschreiben. Nervenbahnen bilden sich neu, diese Fähigkeit heißt Neuroplastizität.
Die Wahrheit ist: Traumafolgen sind körperliche Prozesse, und darum eignen sich körperbezogene Methoden besonders gut für die Erholung von einem Trauma.
Trauma-Folgen-Brüche sind so ähnlich wie offene Fragen, die nach Antworten suchen. Offene Fragen suchen immernach Antworten. Zum Beispiel die: „Wie kann ich das Erlebte in meinen Alltag integrieren?“
B Zweiter Teil
4. Das Trauma lösen: Video-Aufzeichnung aus einem Vortrag über eine körperbezogene Methode
Fazit
Du kannst dich von einem Trauma erholen. Schau dich auch nach scheinbar exotischen Methoden um – denn wenn sie vom Mainstream abweichen, dann weichen sie vermutlich auch von gesprächspsychotherapeutischen Ansätzen ab. Und dann hast du alle Vorteile innovativer und körperbezogener Methoden auf deiner Seite.
Mach dir klar, dass sich nichts ändern wird wenn du nur das tust, was du immer tust.
Also, wenn du willst, gib dir einen Ruck, und setze dich mit deinen traumatischen Erfahrungen auseinander, frag dich nach den Zusammenhängen zu deinen Lebensfragen, nach Lücken und Brüchen und danach, ob du dein volles Potential leben willst: erfüllt, zufrieden, ausgeglichen – und wie du diesen Frieden für die Zukunft nächster Generationen weitergeben kannst.
Wenn du willst, dann kannst du hier auf der Seite mehr über meine Arbeitsweise lesen und wie du dich von einem Trauma erholen kannst. Auch wenn es um eine sekundäre Traumatisierung geht, die durch deine Arbeit ensteht.
Über die Autorin
Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“